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Mittwoch, 4. November 2015

"Keine Angst in Andersrum"

So wie du bist, so bist du richtig!: "Keine Angst in Andersrum - Eine Geschichte vom anderen Ufer"!

Olivia Jones
Keine Angst in Andersrum – Eine Geschichte vom anderen Ufer
978-3-86265-435-2
Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag
Alter: 5+

Bäh, das ist voll „schwul“, sagt Luis beim Mittagessen und schiebt angeekelt seinen Teller mit Spinat von sich. Sofort plappert seine kleine Schwester Emma das neue Wort nach. Tante Maria gefällt das gar nicht. Sie fragt Luis, ob er denn überhaupt weiß, was schwul bedeutet. Klar, weiß er das. Pauls großer Bruder hat gesagt, das sei voll eklig. Das muss die Tante erst mal richtig stellen. Man sollte das Wort „schwul“ niemals als Schimpfwort gebrauchen, und sie erklärt ihnen die Bedeutung. Trotzdem finden Luis und Emma immer noch ein ganz kleines bisschen, dass das nicht „normal“ ist. Aber was ist schon „normal“? Max aus Emmas Kindergartengruppe hat zwei Papas, Emma und Luis haben gar keinen. Also erzählt Tante Maria mit ihrer tiefen Geschichtenerzähler-Stimme den beiden eine Geschichte aus dem Land Andersrum. In Andersrum ist es normal, dass Männer Männer und Frauen Frauen lieben. Jungs tragen Röcke und Zöpfe und werden Kinderkrankenbruder wenn sie groß sind, wohingegen die Mädchen lieber Feuerwehrfrauen werden. Doch eines Tages passiert etwas im Lande Andersrum, was nicht „normal“ ist. Der Kindergärtner Inge verliebt sich in Bauarbeiterin Gerd! Wo gibt es denn so was? Die Leute sind empört und manche werden richtig fies und gemein zu Inge und Gerd, dabei wollen die sich doch einfach nur lieb haben und zusammen sein. Sie wollen doch nur ins Kino gehen, Eis essen, Tretboot fahren, Händchen halten, all das was andere Paare auch tun. Die beiden haben es schwer. Schließlich beschließen sie, sich lieber zu trennen, obwohl sie sich lieben. Beide werden dann sehr sehr traurig. Gerd baut ganz schiefe Häuser, und Inge macht gar keine lustigen Sachen mehr mit seinen Kindergartenkindern. Diese Kinder sind es schließlich, die den beiden zu Hilfe kommen. Dank ihnen wird am Ende alles gut. Doch Tante Maria hat nicht nur eine tolle Geschichte zu bieten. Sie erzählt den beiden Kindern auch noch eine Menge interessanter Dinge. Emma und Luis staunen, als sie hören, dass es schwule Delfine, Pinguine, Elefanten und Affen gibt, und dass das die anderen Delfine, Pinguine, Elefanten und Affen überhaupt nicht stört. Es gibt auch Tiere wie die Nasenmuräne, die als Männchen geboren werden und später zu Weibchen werden. Tante Maria erklärt ihnen auch, dass einige Namen, die in Deutschland Mädchennamen sind, wie Andrea oder Inge, in anderen Ländern wie Italien oder Skandinavien Jungennamen sind. Emma erzählt, dass es in ihrem Kindergarten zwei Saschas gibt, einen Jungen und ein Mädchen. Zum Schluss haben die beiden eine Menge gelernt, und Luis findet seinen Spinat nicht mehr „schwul“.
Ein richtig tolles Vorlesebuch gegen Vorurteile, das mit festgefahrenen Rollenbildern aufräumt und schon Kindergarten- und Vorschulkindern zeigt, wie wichtig Toleranz ist, und dass es so was wie „normal“ im Grunde gar nicht gibt. Jeder ist wie er ist, und das ist gut so. Die Autorin Olivia Jones, die als Oliver geboren wurde, spricht in diesem Buch aus Erfahrung. Diese Geschichte zu schreiben, war ihr eine Herzensangelegenheit, denn sie meint, Aufklärung erfolge oft zu spät, wenn die Vorurteile schon fest in den Köpfen sitzen. Sie betont auch, dass in in dieser Geschichte nicht um Sex geht, sondern um Liebe und Lebensgestaltung. Das Buch wurde kindgerecht illustriert mit vielen schreiend bunten Bildern von Jana Moskito.
Auch wenn ich für gewöhnlich Jugendbücher für ältere Leser bespreche, mache ich doch hin und wieder eine Ausnahme bei besonderen Büchern. Dies ist so ein Buch.
Viel Spaß beim Lesen!!!

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